Gleichzeitig mit dem Beginn des Schreibens meldete ich mich auf Facebook in mehreren Autorengruppen an und schaute auf YouTube Videos, die sich mit der Technik des Schreibens beschäftigten und mit dem Autorenleben. Ich hörte beim Laufen Podcasts, und merkte bei alldem, wie wenig ich doch wusste. Angefangen bei der deutschen Grammatik, mit der ich mich erstmals seit Schulzeiten wieder beschäftigte. Ich hörte immer wieder, wie unverzichtbar Instagram ist, um sich bereits rechtzeitig eine mögliche Leserschaft zu sichern – und meldete mich auch auf Instagram an. Die Frage stellte sich, wieviel gebe ich dort von mir preis, welche Inhalte poste ich, interessiert das überhaupt jemanden? Egal, ich fand nicht allzu viele Antworten, machte einfach das, was mir mein Gefühl sagte, und finde sogar am ‚Instagramieren‘ inzwischen Spaß.
Nach drei Monaten hatte ich meine Rohfassung fertig geschrieben, überarbeitete die Seiten noch ein paar Mal so gut ich konnte und suchte mir einen Lektor. Michael Lohmann fand ich über Facebook (www.worttaten.de) und ich bin begeistert, was ich von ihm lernen durfte. Seine Bemerkungen waren oftmals so humorvoll, dass ich laut lachend am Laptop saß, aber sie machten mir vieles klar und deutlich, was ich besser machen konnte. Und ich verbesserte.
Ein halbes Jahr war nun vergangen. Mein Manuskript war fertig lektoriert. Inzwischen hatte ich viel über Veröffentlichung gelesen. Ja, ich wollte veröffentlichen (warum, das erfahrt ihr in einem der nächsten Blogartikel). Aber wie?
Selfpublishing kam für mich nicht infrage. Ich hatte keine Ahnung von Buchsatz, Coverdesign usw. und wollte das auch nicht lernen. Also musste ich mir einen Verlag suchen.
Am allerliebsten hätte ich natürlich bei Diogenes oder Piper veröffentlicht, ich gebe es zu. Hatte aber da schon gehört, dass man als Neuling nur über eine Agentur an einen Vertrag kommt oder wenn man jemanden kennt…, und schon gar nicht, wenn man dieses Alter hat, wie ich es nun erreicht habe. ›Die wollen junge Autoren, die sie aufbauen können, die noch viele Bücher schreiben können‹, hörte ich immer wieder. Egal, ich schickte mein Manuskript auch an die großen Verlage. Man kann schließlich einmal Glück haben, dachte ich, und wartete.
Während der Zeit des Wartens, es konnten immerhin sechs Monate vergehen, bis eine Antwort kommen würde, begann ich an der Fortsetzung von ›Fassadenbrüche‹ zu arbeiten.
Ich glaube, noch nie im Leben mein Mail Fach so häufig geöffnet zu haben. Jeden Tag mehrmals. Natürlich blieb es enttäuschend leer, was die Verlage betraf. Ich begann, an mir zu zweifeln. Hatte ich wirklich ein Buch geschrieben, das sich lohnt, von anderen Menschen gelesen zu werden oder war es doch nur Schrott?
Ich nahm mir mein Manuskript noch einmal vor. Las es von vorn bis hinten. Stellte nochmals Sätze um, formulierte um. Gestaltete die Kapitelanfänge anders, kurz: ich veränderte noch einmal so einiges, und fand es dann viel besser.
Ein paar Absagen trudelten ein, enttäuschten mich anfangs, aber bald nicht mehr, auch die Stille in meinem Postfach konnte mich nicht mehr enttäuschen.
Ich entschloss mich, es bei kleineren Verlagen zu versuchen. Da hatte ich mehr Glück. Ein Verlag schrieb mir, ich solle es ein Jahr später wieder einreichen, sie seien wegen Corona in Verzug. Ein anderer Verlag forderte nach dem Lesen des Exposés und der Leseprobe das ganze Manuskript an, wir besprachen schon Näheres, dann kam plötzlich doch eine Absage. Das warf mich für zwei, drei Tage in einen depressiven Verstimmungszustand. Ich war traurig, aber auch wütend. Und dachte: jetzt erst recht!
Vier weitere Verlage forderten ebenfalls das gesamte Manuskript an und ich wartete wieder.
Mit einem Verlag kam ich schnell ins Gespräch, dann tat sich eine Zeit lang nichts.
Und ein anderer Verlag, der Proof-Verlag in Erfurt, war der schnellste. Wir zoomten, und mir war schnell klar, da wollte ich hin.
Ja, und da bin ich nun gelandet, und ich bin glücklich, bei diesem kleinen Verlag in Erfurt untergekommen zu sein. Die Menschen sind so freundlich und zuvorkommend, ich durfte bei allem mitentscheiden, die Zusammenarbeit ist so gut, dass ich inzwischen froh bin, mit meinem Erstlingswerk nicht bei einem Großverlag gestrandet zu sein, in dem man als neue Autorin nur eine kleine Nummer wäre.
Inzwischen habe ich meine Fortsetzung fertig geschrieben, unzählige Male überarbeitet und hoffe, dass auch dieses Buch im Proof-Verlag eine Heimat finden wird.
Mein drittes Buch hat bisher circa 50 Seiten und wartet darauf, weiter geschrieben zu werden. Es wird ein vollkommen anderer Roman werden. Aber, ich komme im Moment nicht dazu, weiter an ihm zu arbeiten. Denn – ich habe mir eine Homepage erstellen lassen, schrieb die Texte dafür, organisiere Lesungen (und übe das laute Vorlesen), habe Visitenkarten kreiert, bereite Texte für Instagram vor, für meinen Blog. Kurz, ich mache Marketing, denn ich möchte, dass mein Buch sich auch verkauft. Marketing ist nicht gerade meine Stärke, aber selbst das beginnt, mir Spaß zu machen. Das Schreiben hat mein Leben verändert, und ich bin froh darüber.
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